Perl-Sehndorf. Nebelfetzen haben sich im nahen Wald festgesetzt, Schauer ziehen über das Land – kein guter Tag für Winzer und Erntehelfer, schon gar nicht für die Trauben. „Zwei bis drei Oechsle haben die Früchte wegen des unbeständigen Wetters schon eingebüßt“, schätzt Erwin Foetz. Für die Weinbauern gibt es nichts Besseres als Sonne von Ende August bis Mitte September – ein Turbo

für die Reben. Da war in diesem Jahr aber weitgehend Fehlanzeige.

Foto: RuppenthalDennoch: „Die Früchte sind zuckersüß“, sagt der Winzer aus Sehndorf, seit Jahrzehnten der Genossenschaft Moselland treu. Er rechnet mit einem normalen, wenn nicht sogar guten Jahrgang. Elbling und Müller-Thurgau sind abgeerntet, Weißer, Grauer und Spätburgunder folgen. Auch Dornfelder und Regent wachsen auf den rund fünfeinhalb Hektar auf dem Quirinusberg, Hasenberg und Marienberg. „Der Wein unserer Genossenschaft hat eine Qualität erreicht, die sich nicht vor der von Selbstvermarktern verstecken muss“, meint Foetz, seit 1999 im Aufsichtsrat der Genossenschaft. 3000 Mitglieder zähle die Moselland mit Sitz in Bernkastel-Kues heute. Seit Herbst 2004 arbeite sie mit der Gebietswinzergenossenschaft Rietburg in der Pfalz und der Weingenossenschaft Nierstein in Rheinhessen zusammen, ebenso mit Winzern der Nahe.

Moselland übernimmt die gemeinsame Vermarktung. „60 Prozent des Weins werden im Inland verkauft, 40 Prozent ins Ausland. Da ist es gut, wenn man bei den zig Sorten einen Verhandlungspartner hat.“ Dass der Wein aus dem kleinen, aber feinen Anbaugebiet an der Obermosel kommt, ist auf den Etiketten der Flaschen vermerkt. Der Name Erwin Foetz taucht hingegen nicht auf. „Warum auch, in Hamburg beispielsweise kennt mich doch keiner.“ Anders bei dem Kontingent, das er sich nach Hause ordert: „Da steht Foetz drauf. Eine Charakterisierung, die bei den Kunden ankomme: „Der Verkauf läuft sehr gut.“
Im Nieselregen hat er mit seinen Helfern den Auxerrois im Quirinusberg abgeerntet. Sohn Michael karrt die Bottiche zu dem Raiffeisengelände zwischen Sehndorf und Besch – dem Sammelplatz für 20 andere Weinbauern der Genossenschaft aus der Gemeinde. „Es ist das letzte Mal, dass wir uns hier treffen. Im kommenden Jahr ist der Platz in unserem Anwesen fertig“, verrät sein Vater. Rund 150.000 Euro habe Moselland in die Sammel- und Verwiegestation am Ortsrand von Sehndorf investiert. „Zuwegungen sind vorhanden. Wenn die Fahrzeuge anrollen, brauchen sie nicht durch den Ort zu fahren und stören somit die Leute nicht“, ergänzt er.
Derweil haben die Helfer Klaus Bindinger und Edgar Reinhardt mit weißer Kreide die Sorten auf die blauen Kunststoffcontainer gemalt: Auxerrois, Weißer Burgunder, Grauer Burgunder. Zweimal muss Sohn Michael mit dem Traktor auf die Waage – vor dem Entladen und danach. „Alles muss seine Richtigkeit haben“, lacht er und nimmt den Wiegeschein in Empfang. Dann machen sich Vater und Sohn auf in den Marienberg, wo Ehefrau Monika, Sohn Andreas und die übrigen Erntehelfer sich den nächsten Wingert vorgeknöpft haben. Und die Trauben warten auf ihre Abreise. Die Fahrt führt sie nach Rheinland-Pfalz – Elbling und Müller-Thurgau nach Wincheringen, der Rest nach Wiltingen. Erst in Bernkastel finden die Perler Trauben wieder zusammen – zu Bearbeitung und Ausbau der verschiedenen Sorten.

Quelle: SZ

 

 

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